Auf FeineBohne.de schreiben wir immer wieder über feine Bohnen. Damit meinen wir Kaffee. Doch es gibt noch weitere feine Bohnen auf dieser Welt, so auch Kakaobohnen. Auch diese Bohnen werden geröstet und enthalten interessante Wirkstoffe. Um etwas mehr über Kakao zu lernen, haben wir ein Interview mit Mischa von kakaomischa.de geführt.
Du beschäftigst dich auch mit feinen Bohnen, allerdings nicht mit Kaffeebohnen, sondern mit Kakaobohnen. Wie bist du auf das Thema gekommen?
Vor ungefähr drei Jahren befand ich mich auf Südamerika-Reise. Mit ganz wenig Geld und ganz viel Zeit schlenderte ich über die exotischen Märkte Perus. Dort war es, wo ich zum ersten mal reinen Kakao kennenlernen durfte. Und damit meine ich nicht das Pulver, das uns Oma mit Liebe in Milch rührt, sondern 100% reine Kakaomasse. Diese enthält noch ihre gesamte Kakaobutter und ihre Nährstoffe.
Der Geschmack allein war schon faszinierend, doch als auch noch die Wirkung dazukam, war ich hin und weg. „Die Menschen müssen davon erfahren!“ dachte ich mir damals laut. Zunächst sollten das meine Freunde und Familie sein, doch ich merkte schnell wie viel Potenzial diese Bohne in sich trägt und so verwandelten sich meine Gedanken in ein Konzept.
Auf deiner Reise durch Mittel- und Südamerika hast du viel über Kakao gelernt. Kannst du uns etwas über den Anbau von Kakao erzählen?
Der Kakaobaum ist eine soziale Pflanze, die immer ein schattiges Plätzchen gegenüber praller Sonne bevorzugt. Tatsächlich ist der Kakaobaum (lat. Theobroma cacao) ein Schattengewächs und somit auf andere schattenspendende Pflanzen angewiesen, wie zum Beispiel Bananenpalmen, Mahagoni- oder Teakbäume. Somit ist eine Monokultur von Kakao ausgeschlossen. Die Kakaofrüchte, welche die Samen (umgangssprachlich Bohnen) enthalten, wachsen direkt vom Stamm und sehen aus wie bunte Rugby-Bälle. In ihnen befinden sich die Bohnen, umhüllt von köstlich süßem Fruchtfleisch.
Temperaturschwankungen mag der Kakaobaum nicht gerne und verweilt daher am liebsten ganzjährig in wohliger, feuchter Wärme bei mindestens 20°C und maximal 35°C. Mittlerweile ist er fast überall auf der Welt entlang des Äquators anzutreffen. In unseren Breitengraden erfüllen nur spezielle Gewächshäuser seine Anforderungen. Wer einen echten Kakaobaum ohne große Reise bewundern möchte, der wendet sich am Besten an seinen Botanischen Garten des Vertrauens.
Auf deiner Webseite bietest du Kakao in unterschiedlichen Varianten an. Aber wie unterscheidet sich der Kakao von dem Kakao, den wir aus dem Supermarkt kennen?
Kakao, den wir im gut sortierten Super- oder Biomarkt finden, unterscheidet sich deutlich von dem, was mich damals in Peru so inspiriert hat und dem was ich nun auf meiner Webseite vertreibe.
Der Hauptunterschied liegt im Anteil der Kakaobutter. Wer sich im Supermarkt auf die Suche nach naturbelassenem Kakao macht, der stellt schnell fest, dass es die Wahl gibt zwischen stark entöltem Kakao und einem der weniger stark entölt wurde. Aber alle werden sie entölt und somit ihres Kernstücks beraubt – der Kakaobutter. Die Kakaobohne nämlich besteht zu über 50% aus Fett, der sogenannten Kakaobutter. Diese ist zusammengesetzt aus ungesättigten sowie gesättigten Fettsäuren und wirkt als nachhaltiger Energielieferant für den Körper.
Wieso der Kakao nun entölt wird? Ganz einfach – weil es lukrativ ist. In der Naturkosmetik zum Beispiel wird viel mit Kakaobutter gearbeitet und in jede Schokolade, die weniger Kakaoanteil als 70% hat, wird sie zugesetzt. So kreiert die Kakaobutter ihren eigenen Markt, während wir das entölte Pulver als echten Kakao verkauft bekommen. Nebenbei ist das Pulver um ein vielfaches länger haltbar und somit wieder gewinnbringender. Mein Kakao enthält das volle Spektrum seiner Inhaltsstoffe und ist deshalb so zart, vollmundig und belebend.
Du hast erzählt, dass du den Kakao auch selbst verarbeitest. Kannst du da mal etwas aus dem Nähkästchen plaudern und uns verraten wie Kakao verarbeitet wird?
Kakaobohnen zu verarbeiten ist garnicht schwer und geht sogar zuhause. Zunächst einmal werden hierfür die rohen Bohnen geröstet. Das setzt, ähnlich wie bei Kaffee, Aromen frei und lässt Bitterstoffe verschwinden.
Nach dem Rösten ist es viel einfacher die Schale von der Bohne zu entfernen. Das geht per Hand oder mit einem Luftsog, der die leichteren Schalen absaugt und das innere der Bohne, den Kakaokern, hinterlässt. Diesen kann man nun grob brechen, um sogenannte Kakao-Nibs zu erhalten. Ein Renner im Müsli und als Snack für zwischendurch. Der letzte und vielleicht wichtigste Schritt der Verarbeitung ist das Mahlen.
Durch den hohen Fettgehalt von Kakao braucht es eine andere Mühle als beim Kaffee. Eine sogenannte Nassmühle, in Fachkreisen Melangeur genannt, sollte es dafür sein. Diese Mühle verwandelt die Nibs nach einigen Stunden zu einer seidigen, warmen Masse, der sogenannten Kakaomasse. Diese dient als Ausgangspunkt für die Zubereitung von Getränken, Schokolade oder Kosmetika.
Wir hatten bereits über die Inhaltsstoffe von Kaffee geschrieben, aber Kakao hat auch interessante Wirkstoffe. Was steckt alles in so einer Kakaobohne?
“Kein zweites Mal hat die Natur eine solche Fülle der wertvollsten Nährstoffe auf einem so kleinen Raum zusammengedrängt wie gerade bei der Kakaobohne.” sagte schon Alexander von Humboldt auf seiner Entdeckerreise im 19. Jahrhundert. Und damit behält er recht! Über 1.200 Inhaltsstoffe sind bereits in der einfachen Kakaobohne nachgewiesen und die Forscher sind noch lange nicht fertig.
Zu den besondersten der Inhaltsstoffe zählt definitiv das Theobromin. Dieses ist von der chemischen Strukturformel sehr eng verwandt mit Koffein, hat allerdings eine längere Halbwertszeit im Körper. Das heißt es dauert länger, bis der Körper das Theobromin abbaut und damit zeigt sich auch die konzentrationssteigernde Wirkung länger und milder.
Außerdem enthält Kakao eine Vielzahl an körpereigenen Stoffen, wie Serotonin, Anandamid und Phenylethylamin. Letzteres ist ein Stoff, den der Körper ausschüttet, wenn wir verliebt sind. Anandamid (aus dem Sanskrit von Ananda = Glückseligkeit) produziert der Körper, wenn wir tiefe Freude und Leichtigkeit erfahren. Ganz nebenbei ist Kakao auch noch einer der größten Magnesiumlieferanten der gesamten Pflanzenwelt. Gleiches gilt für Eisen, Phosphor, Zink…. Diese Liste könnten wir nun noch ein paar Stündchen weiter führen, aber eure Leser haben heute auch noch etwas anderes vor, nehme ich an.
Gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?
JA! Kakao hat ein etwas eingestaubtes Image. Irgendwo zwischen „damals bei Oma“ und „streu ich auf meinen Cappuccino“. Doch in Wahrheit ist Kakao eine rituelle Pflanze, deren Wurzeln bei den Maya Mittelamerikas einige Jahrtausende zurückreichen. Für sie war Kakao bereits die Speise der Götter (die wortwörtliche Übersetzung von Theobroma cacao) und hat somit die Verbindung zur göttlichen Welt repräsentiert.
Ich glaube daran, dass Kakao nun bereit ist, von der Zivilisation neu entdeckt und geschätzt zu werden. Die Anfänge davon sieht man bereits in vielerorts abgehaltenen Kakaozeremonien. Deswegen lade ich alle Leser herzlich dazu ein, Kakao für sich neu zu entdecken. In diesem Sinne bleibt mir nur noch eines zu sagen, nämlich: Ciao, Kakao!
Fotos: Ela Fabienne Breuer